Veranstaltungstipp: “Zivilreligion: Muss es in der Politik etwas Unhinterfragbares geben?” | Dr. Peter Seyferth
Jean-Jacques Rousseau forderte in seiner politischen Philosophie die Einführung einer Zivilreligion, die als eine feste Grundlage für die ansonsten dynamische Politik gelten soll. Dieses Konzept taucht andernorts als Konstitutionalismus, als Grundkonsens oder als Leitkultur auf: das, worüber sich sogar politische Gegner einig sein müssen, weil sonst das Gemeinwesen zerfällt. Diese Grundlage kann aber höchst fragwürdig sein. Soll, darf oder muss sie unantastbar sein? Es stellt sich die Frage des Verhältnisses zwischen Philosophie und Politik – wie also Werte (Thema der Philosophie, gern auch amateurhaft von Religion und Ideologie behandelt) auf die Politik einwirken wollen und sich als Grund oder Begründung dieser Sphäre aufführen, die prinzipiell grundlos und unbegründet bleiben muss. Die Grundlosigkeit erschwert es der Politik aber, ihren Geltungsanspruch durchzusetzen. Also tritt sie gerne religiös oder moralisch auf, obwohl sie das nie ist. Politik kann nicht ohne das, was zur Philosophie gehört, doch letztlich darf der Philosophie nicht das letzte Wort überlassen werden.
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