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Snowden

Snowden debattiert über Verschlüsselung

28. April 2016

Snowden debattiert mit CNN’s Fareed Zakaria über Verschlüsselung


(Dieser Artikel wurde von Jenna McLaughlin geschrieben und ist ursprünglich auf “The Intercept” erschienen. acTVism Munich hat diesen Artikel sinngemäß ins Deutsche übertragen.)


Der NSA-Whistleblower und Verfechter der Privatsphäre Edward Snowden nahm am Dienstag an seiner ersten öffentlichen Debatte über Verschlüsselung teil. Ihm gegenüber saß Fareed Zakaria von CNN, ein Journalist der für seine Berichte über Internationale Beziehungen bekannt ist. Zakaria verteidigte das Recht der Regierung, Zugang zu verschlüsselten Nachrichten und Geräten zu erlangen, solange ein Gericht die Freigabe erteilt. Snowden, der via Video-Link aus Moskau sprach, argumentierte, dass die Sicherheit des Internets wichtiger sei als die Bequemlichkeit der Strafverfolgungsbehörde. Die Debatte wurde von der „Wagner School of Public Service“ der „NYU“ und der „Century Foundation“ organisiert.

Obwohl Zakaria anfänglich die Überzeugung vertrat, dass die Strafverfolgung die Möglichkeit haben sollte, alle digitalen Nachrichten mit gerichtlicher Freigabe zu erhalten, räumte er Stufenweise ein, dass es vielleicht doch nicht so einfach sei. Zakaria sagte, dass er seine eigene Kommunikation nicht verschlüssele und annehme, dass schon alles in Ordnung sein werde – worauf ihn Snowden darauf hinwies, dass Zakarias iPhone manche Daten automatisch verschlüssele.

Zakaria begann die Debatte mit einer Hypothese: Die Bank of America entwickelt einen „iVault“, welcher jedem erlaubt, seine gesamten finanziellen Daten verschlüsselt aufzubewahren. Ein Unterschlager könnte die Situation ausnutzen, um Beweise seiner Missetaten zu verstecken und die Ermittlungsbehörden auszutricksen. „Ich verstehe, dass man innerhalb einer Demokratie irgendwann seine Freiheit aufgeben muss. Es kann keine absolute Privatsphäre geben,“ sagte er.

Snowden stimmte zu, dass es keine absolute Privatsphäre gebe und dass die Verschlüsselung ein echtes Problem für Ermittlungsbehörden darstellte Er glaubte jedoch nicht, dass ein universeller Zugang der beste Weg sei, um das Problem zu lösen. „Wenn die Regierung Zugang zu allem will, muss es einen Schlüssel für alles geben. Jede andere Person auf der Welt kann diesen Schlüssel finden und ihn auch benutzen“, sagte er. „Es ist ein grundlegendes Problem.“

Stattdessen schlug er vor, dass die Polizei andere Möglichkeiten nutzen sollte. Er zitierte die Ermittlungen gegen den Gründer von „Silk Road“, einer anonymen, verschlüsselten Plattform für illegalen Drogenhandel. In diesem Fall erwischte eine Gruppe von Ermittlern den Drahtzieher in einer Bibliothek, als er sein Passwort eingab.

Verschlüsselung ist keine undurchdringbare Wand“, sagte Snowden. „Selbst wenn dem so wäre, können wir sie umgehen, wenn wir Geduldig sind, wenn wir Vorsichtig sind, wenn wir überlegen und planen wie wir unsere Ermittlungen führen.“

Zum Ende der Debatte sagte Zakaria, dass er eine von den Senatoren Richard Burr und Dianne Feinstein eingeführte Legislatur nicht unterstütze, welche Unternehmen dazu auffordert, ihre gesamte Kommunikation auf Anordnung eines Gerichts zu entschlüsseln. Dieses Gesetz wurde von Technologen schwer kritisiert.

Zakaria fuhr fort: Wenn es für ein Unternehmen unmöglich sei, Kommunikationen zu entschlüsseln, dann müsse das Gericht das akzeptieren – so schwer es ihm auch falle.

Wenn WhatsApp wortwörtlich sagt, dass es nicht wisse wie ein bestimmter Kode geschrieben werde – WhatsApp könnte einem Gericht demonstrieren, dass es nicht dazu verpflichtet sei“, sagte Zakaria.

Er forderte zum Abschluss mehr Klarheit darüber, zu welchen Kommunikationen die Regierung Zugang hat – bevor es zum nächsten verheerenden Terrorangriff komme. „Wir stehen vor großen Bedrohungen. Es gibt Menschen die versuchen böse Dinge zu tun. Sobald sie passieren, erhält die Regierung einen Freifahrtschein“, sagte er.

Snowden merkte an, dass ehemalige Sicherheitsoffiziere, die heute den Wert undurchdringbarer Verschlüsselung proklamierten– darunter der ehemalige NSA-Direktor Michael Hayden –, sich nach eindringlicher Beschäftigung mit der Frage auf die Seite der Computersicherheit geschlagen hätten. [1]


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Quellenangabe: Snowden

1. McLaughlin, Jenna. “Snowden Debates CNN’s Fareed Zakaria on Encryption.” The Intercept. 26 Apr. 2016. Web. 27 Apr. 2016. <https://theintercept.com/2016/04/26/snowden-debates-cnns-fareed-zakaria-on-encryption/>.


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